Titel: Blick in die Zukunft
Serie: Magic - The Gathering
Zyklus: Zeitspirale, Band III
OT: Magic: The Gathering: Time Spiral Cycle, Book III: Future Sight
Autor: Scott McGough & John Delaney
Ü: Hanno Girke
Seiten: 379
ISBN: 978-3-8332-1555-1
Verlag: PaniniBooks, 2007
Rezension: Frank Drehmel
Ein neuer Spieler betritt die Bühne Dominarias: Leshrac, der Wanderer der Nacht, versucht, die Zeitrisse, die nach wie vor das Gefüge des Multiversums bedrohen, für seine Zwecke zu nutzen. Doch der große Manipulator ist zu vorsichtig, als dass er sich persönlich mit Gewalten abgibt, die er nicht beherrschen kann. Daher spinnt er ein feines Netz aus Intrigen und Versuchungen, um die Weltenwanderin Jeska in seinem Sinne zu beeinflussen. Und Jeska erweist sich in der Tat als labile Persönlichkeit, ruhen in ihr doch die Erinnerungen Phages und Akromas (vgl. Kings Aufmarsch-Zyklus). So stellt sie sich schließlich gegen diejenigen, von denen sie Hilfe bei ihrer Suche nach ihrem Mentor Karn erwartet: Teferi und seine Gefährten.
Im Alleingang versucht Jeska, die gefährlichen Zeitrisse zu versiegeln. Dass sie dabei nicht nur einen der mächtigsten Weltenwanderer vernichtet, sondern auch die von ihr gefangene Radha, derer Feuermagie sie sich bedienen muss, gleichsam psychisch vergewaltigt und langsam tötet, spielt für sie keine Rolle.
Da Teferi, Jhoira und Venser ahnen, dass Jeska durch ihr rücksichtsloses und unüberlegtes Vorgehen die Gefahr, die von den Rissen ausgeht, verstärken könnte, sehen sie sich gezwungen, die außer Kontrolle geratene “Göttin” irgendwie von ihrem Tun abzuhalten; doch die magischen Kräfte der drei reichen dafür bei Weitem nicht aus.
Jeska ist allerdings nur ein (kleines) Problem, denn nach wie vor zieht Leshrac die Fäden. Und dessen Pläne sehen vor, den mächtigsten und ältesten aller Weltenwanderer, den Drachen Bolas, nach Dominaria zu locken, um ihn dort zu vernichten.
Zunächst sei darauf hingewiesen: Ein verstehender “Blick in die Zukunft” ist nur jenen Lesern vorbehalten, die Band 1, “Zeitspirale”, und Band 2, “Weltenchaos”, gelesen haben, denn Zeit für - redundante - Erklärungen nehmen sich die Autoren zu Recht nicht. Darüber hinaus erweist es sich als Vorteil, wenn man von Kings Aufmarsch-Zyklus zumindest die Rahmenhandlung kennt, da McGough und Delaney wiederholt auf die dort erzählte Geschichte Jeskas Bezug nehmen.
Als Belohnung werden diejenigen, die wissen worum es geht und die nicht allzuviel Wert auf Story-Tiefe oder differenzierte Charakterzeichnungen legen, von diesem Abschlussband, der “Magic - The Gathering” gleichsam in Reinform präsentiert, gut unterhalten.
Meine Dame, mein Herr!?
Hier hauen sich Götter Magie um die Lauscher, dass es nur so blitzt und donnert!
Hier wird intrigiert und gestorben, wie Sie es noch nicht gesehen haben!
Und Getränke kosten nur einen Heiermann!
Dabei erinnert die Art und Weise, in der die Autoren die Weltenwanderer zunächst an- bzw. aufmarschieren lassen, um gleich darauf deren Reihen gnadenlos zu lichten, frappierend an ein großes Reinemachen, an den Versuch des Resets eines Hintergrundes, der im Laufe der Jahre auch wegen einiger Götter-Altlasten zunehmend unübersichtlicher wurde. Hau weg die Alten! Macht Platz für the next Generation, für Venser & Co.!
Bei aller Freude über die actionreiche Story sollen die Schwächen des Romans nicht unter den Tisch fallen. Zunächst wäre da der dürftige Plot um die Zeitrisse. Weil zu keinem Zeitpunkt - und trotz aller Metaphysikeleien - wirklich klar wird, was diese Phänomene ihrem Wesen nach und im Kern sind bzw. was sie warum bewirken (oder auch nicht), erscheinen sie lediglich wie ein vordergründiger, billiger Aufhänger, eine Art Rechtfertigung der Autoren für das Lichten der Weltenwanderer-Phalanx.
Die gottgleichen Wesen ihrerseits kommen in ihren Taten deutlich zu menschlich rüber, selbst wenn wiederholt etwas anderes behauptet wird; sie sind in gewisser Weise zu klein - nicht nur kariert -, zu sehr in ihren Eifersüchteleien und Ambitionen gefangen, um einen göttlichen Nimbus zu tragen. Ähnliches gilt für die durch sie gewirkte Magie, die zwar fraglos machtvoll ist, aber weit, sehr weit von einem WOW-Erlebnis entfernt.
Dennoch: unterm Strich ist - nicht zuletzt wegen der Auftritte von Bolas, Leshrac und “der Nacht” sowie der gefälligen Schreibe des Autorengespanns - “Blick in die Zukunft” der beste Band dieses auch in toto unterhaltsamen Magic-Zyklus’.
Fazit: Krönender, actionreicher Abschluss der Zeitspirale-Trilogie! Für Leser, die immer schon geahnt haben, dass Götter auch nur Menschlein sind.