14.01.2010

Momentaufnahme - Irgendwann 03/09

Die Zeit ist aus den Fugen geraten und scheint keine Rolle mehr zu spielen. Der Augenblick der Existenz ist auf ein Minimun reduziert. Das einzig Angenehme ist das Gefühl nicht mehr viel verlieren zu können. Obwohl dies nicht ganz richtig ist, denn mit jeder weiteren Sekunde des Insichkehrens geht es weiter, bis am Ende nur noch der Atemzug zählt, der einen am Leben hält. Die Lethargie, die Nichtexistenz jeglichen Antriebs und die Leere, sind allgegenwärtig. Einzig das Bewusstsein des Zustands ist ein kleiner Beweis noch lebendig zu sein.
Ich kann sie nicht greifen, diese tonnenschwere Antriebslosigkeit, die aus einer unergründlichen Tiefe zu kommen scheint. Bilanz zu ziehen und den Zustand zu erkennen kostet zuviel von dem letzten Rest an Kraft, der für nichts anderes ausreicht als sich die eigene Unfähigkeit vor Augen zu führen. Nicht wirklich immer ist Selbsterkenntnis der erste Schritt. Nicht dann wenn nicht genug Ressourcen vorhanden sind um sich selbst in den Hintern zu treten.

Der Glaube sein Leben zu vergeuden und mehr als die Hälfte davon bereits weggeworfen zu haben, hilft auch nicht aus diesem Loch, das der unwürdige Rest einer unbedeutenden Existenz ist. Nüchtern und ohne Selbstmitleid festzustellen dass man sich immer tiefer in die Sackgasse manövriert hat, lässt zumindest die Hoffnung aufkeimen noch nicht ganz am Ende zu sein. Die Absurdität der Situation dringt nur selten mit Klarheit ins Bewusstsein, in dem die verrückteste und größte Handlung ein ungeplanter Besuch des 200 m entfernten Supermarkts ist. Wo der Kauf einer Packung Mülltüten einen Meilenstein an Aktivität darstellt, ein Riesenschritt nach vorne sein könnte wenn er nicht so anstrengend wäre wie ein Flug zum Mars. Und den Graben vergrößert, der sowieso schon zum Rest der Gesellschaft klafft.