20.12.2006

DeCandido, Keith A. - Triple X - Verkommene Straßen


Titel: Triple X - Verkommene Straßen
Reihe: Spider-Man
OT: Spider-Man - Down These Mean Streets
Autor: Keith A. DeCandido
Ü: Jan Dinter
Seiten: 281
ISBN 10: 3-8332-1435-X
ISBN 13: 978-3-8332-1435-6
Verlag: Panini/Dino, 2006


Rezension von Frank Drehmel


Eine neue synthetische Droge ist der Renner unter New Yorks Junkies, Ghetto-Kids und Szene-Gängern: Tripple X! Diese Droge macht nicht nur high und grün, sondern verleiht auch zeitweise -dank intensiver Gammabestrahlung- unvorhersehbare, übermenschliche Fähigkeiten. Unschöne Nebenwirkung: nach relativ kurzer Zeit sterben die Konsumenten an einer Strahlenvergiftung.

Peter Parker -alias Spider-Man-, der mittlerweile an der Midtown High School “Allgemeine Naturwissenschaften” lehrt, wird zum ersten Mal mit der Droge konfrontiert, als sich einer seiner Problemschüler während des Unterrichts in einen grünen, wütenden Berserker verwandelt. Dank seiner speziellen Fähigkeiten (Stärke, Spinnensinn, Hi-Tech-Netz) kann Peter jedoch das Schlimmste verhindern und beschließt als wahrer Superheld und Menschenfreund, der Angelegenheit nachzugehen.

Da ein Alleingang wenig Erfolg verspricht, sieht er sich wohl oder übel genötigt, mit einer Sonderermittlungsgruppe des NYPD zusammenzuarbeiten, was bei den Gesetzeshütern allerdings auf ein geteiltes Echo stößt. Während die Einen durchaus wohlwollenden Respekt vor Spider-Mans Beweggründen und Kräften zeigen, lassen Andere ihn deutlich ihre Verachtung spüren.

Kurz bevor das Drogen-Problem aus dem Ruder zu laufen droht und immer mehr Opfer in die Krankenhäuser eingeliefert werden -darunter auch eine Schauspieler-Kollegin von Peters Ehefrau, Mary Jane- gelingt es den Ermittlern, den Weg der Droge bis zu einem der größten Verbrechergenies und altem Erzfeind Spideys, Dr. Octavius, zurückzuverfolgen.


DeCandido erweist sich mit dem vorliegenden Roman einmal mehr als Autor für seichte, anspruchslose und oberflächliche Unterhaltung. Die Story dümpelt spannungsarm vor sich hin -insbesondere der Nebenhandlungsbogen um Mary Janes Theater-Ambitionen weist in seiner Überflüssigkeit deutliche Längen auf-, die Charaktere -angefangen bei den Unterschicht-Kindern und ihrem Strassen-Slang, über die extrovertierten Theater-Leute bis hin zu den bornierten Polizisten- tragen in ihrer Klischeehaftigkeit vor allem des Lesers Vorurteilen Rechnung und die Superhelden-Action hält sich -freundlich ausgedrückt- in überschaubarem Rahmen. Dialoge voller Plattitüden und öde Ermittlungsarbeiten dominieren eine Handlung, der es zu keinem Zeitpunkt gelingt, den Leser für sich einzunehmen. Der Phantasielosigkeit zum Opfer fielen konsequenterweise auch Spideys lockere und coole Sprüche, welche sich im Laufe der Jahrzehnte in den Comics als ein -wenn nicht das- Markenzeichen dieser Figur etabliert haben.


Originell ist der Roman nur an der Stelle, wenn es darum geht, das Verhältnis von Normalsterblichen zu den “Capes” -den Superhelden- zu beleuchten. Kommt der kleine Mann von der Straße in den Comics nur selten zu Wort, so artikulieren hier gleich mehrere Protagonisten ihre Ressentiments gegenüber, aber auch ihre Bewunderung für die unnahbaren Helden -die X-Men, die Fantastic Four oder eben Spider-Man- in einer Art und Weise, die auf eine große emotionale Distanz schließen lässt und die deutlich macht, dass die Helden kaum in das normale -fiktive- gesellschaftliche und kulturelle Miteinander integriert sind.


Fazit: Trotz einiger -weniger- ungewöhnlicher Einblicke in das Super-Helden Dasein ein belangloser Roman mit deutlichen Längen. Mit Abstand der schwächste von Paninis bisher veröffentlichten Marvel-Romanen.