21.12.2006

DeCandido, Keith A. - World of Warcraft - "Teufelskreis"


Titel: Teufelskreis
Reihe: World of Warcraft
OT: World of Warcraft: Circle of Hatred
Autor: Keith A. DeCandido
Ü: Mick Schnelle
Seiten: 281
ISBN 10: 3-8332-1465-1
ISBN 13: 978-3-8332-1465-3
Verlag: Panini/Dino, 2006

Rezension von Frank Drehmel

Es war nur eine Frage der Zeit, bis neben zahlreichen “Sach”- und “Fakten”büchern auch ein erster Roman zu Blizzard Entertainments und Vivendi Universals Cash-Cow, “World of Warcraft”, die Palette des Merchandise bereichet. Natürlich gab es schon vorher Warcraft-Romane, aber seien wir ehrlich: Hört sich das Label “World of Warcraft” nicht unendlich bedeutsamer an als ein schnödes “Warcraft”? (Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, dass im Internet auch ein alternatives Cover zum aktuellen Roman kursiert, welches der Umetikettierung nicht folgt, das dafür aber fälschlicherweise den Roman zum vierten Buch der War of Ancients-Trilogie erklärt).
In der Chronologie der PC-Games spielt Teufelskreis zwischen “Warcraft III - The Frozen Throne” und “World of Warcraft”: Nachdem sie vor drei Jahren gemeinsam die Brennende Legion aus Kalimdor zurückschlagen konnten, herrscht zwischen den Orks von Durotar und den Menschen von Theramore ein brüchiger Friede: die beiden Führer -auf Seiten der Grünhäute der Kriegshäuptling Thrall und auf Seiten der Mensch Lady Jaina Proudmoore- verbindet zwar eine ehrliche Freundschaft, aber im einfachen Volk bestimmen Ressentiments, Vorurteile und unterschwelliger Hasse den Umgang miteinander. In dieser explosiven Lage versucht der Geheimbund des Flammenden Schwertes, der unter Führung eines alten Dämons Mitglieder beider Rassen gleichermaßen rekrutiert, durch gezielte Provokationen und Täuschungen einen neuen Krieg zwischen Orks und Menschen zu entfachen.
Auf der Suche nach Erklärungen für die gefährlichen Geschehnisse trifft Lady Proudmoore auf die mehr als 1000 Jahre alte letzte Wächterin von Tirisfal, Aegwynn. Mit einiger Beharrlichkeit gelingt es ihr, die zwar mittlerweile machtlose nichtsdestotrotz aber bedeutsame Magierin auf ihre Seite zu ziehen, um mit ihrer Hilfe den bevorstehenden Krieg zu verhindern. Doch die beiden Frauen kommen zu spät, denn die erste Schlacht um eine menschliche Enklave, die Feste Nothwatch, hat bereits begonnen.


Seit “Game Novelisations” -Romane zu Spielen- in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gefunden haben sind auch mir viele, viele dieser Bücher unter die Augen gekommen -einige hervorragend, die Mehrzahl mittelmäßig und eine nicht unbedeutende Anzahl wirklich schlecht. Selten jedoch habe ich unter all diesen Romanen einen gelesen, der sich stärker ausschließlich an Fans und Kenner des zugrunde liegenden Spiels richtet als “Teufelskreis”. Üblicherweise versuchen die Autoren -im Auftrag der hinter ihnen stehenden Spiele-Vertreiber/-Produzenten- eine auch für Nicht-Spieler verständliche und zumindest im Grundsatz genießbare Geschichte zu erzählen: Nicht so hier in diesem mageren Romänchen! Ein brutal direkter Einstieg in die Warcraft-Materie, mangelhafte, oberflächliche Erläuterungen von Begriffen und historischen Zusammenhängen sowie eine völlig in der Luft hängende Geografie -für eine simple kleine Karte Kalimdors hat es leider nicht gereicht- lassen einen uneingeweihten Leser gnadenlos im Regen stehen. Der Warcraft-unerfahrene Fantasy-Fan wird die unzähligen Bezugnahmen auf die fiktive Warcraft-Geschichte allenfalls mit einem gelangweilten Schulterzucken quittieren, während die Hardcore-Gamer vor Wiedersehensfreude haltlos schluchzen, sodass ihnen die Tränen den Blick auf die Story hinter den fiktiven Fakten verschleiern.
Mit klaren Augen und wachen Verstand kann man diese Geschichte nur als äußerst dünn bezeichnen: in weiten Teilen vorhersehbar, konventionell und belanglos, einer Dramaturgie folgend, die ausschließlich nur auf Wiedererkennungswerte setzt, ohne irgendeinen “Sense of Wonder” zu transportieren. Nur dadurch ist es überhaupt erklärbar, dass einem durch und durch überflüssigen, uninteressanten Charakter wie Aegwynn unverhältnismäßig viel Text gewidmet wird, oder dass der Autor hektisch zwischen Protagonisten, Handlungsorten und -zeiten hin- und herspringt als müsse er möglichst viel Warcraft in viel zu wenig Seiten pressen.
Die Figuren -angefangen bei Aegwynn über Jaina und Thrall bis hin zum Heer der zahllosen Nebencharaktere- sind eindimensional, stereotyp, substanzlos, von Beginn durchschaubar, ohne Ecken und Kanten, -kurz und gut: eine Anhäufung personifizierter Langeweile.

Allein die Tatsache, dass sich Decandido sich in seinem unkreativen Werk einer akzeptablen Mainstream-“Schreibe” befleißigt, wertet das Urteil von einem satten “Mangelhaft” zu einem sehr knappen “Ausreichend” auf


Fazit: Nicht nur vom Umfang her ein dürftiger Roman: für WoW-Spieler -sofern sie denn im “real Life” Zeit zum Lesen finden- gerade noch akzeptabel, eine große Enttäuschung für den Rest der Leserschaft.