Originaltitel: Dawn of the Dead
Autoren: George Romero & Susanna
Sparrow
Übersetzer: Michael Morris
Verlag: Panini/Dino 2004, Seiten: 236,
ISBN: 3-8332-1115-6
Rezension: Frank Drehmel
George A. Romeros Film Dawn of the Dead
markierte im Jahre 1978 - zehn Jahre nach dem ebenfalls
bahnbrechenden Night of the Living Dead - einen Meilenstein des
modernen Horror-Films und hat - ob es einem gefällt oder nicht - das
Genre nachhaltig beeinflusst. Dass ein solch bedeutendes Kino-Werk
ohne "Roman zum Film" davonkommt, war selbst in den guten
alten Siebzigern nicht mehr zu erwarten - bösartige Zungen würden
unken: zu hoffen. Und so erfolgte die belletristische Adaption des
Stoffes im Original schon im Jahr des Kino-Starts, während die
deutsche Erstveröffentlichung 1979 im Wilhelm Goldmann Verlag in der
Reihe "Goldmann Filmbuch" stattfand, damals
anspruchsvoller- bzw. ansprechenderweise inklusive einiger
'aussagekräftiger' Film-Fotos.
Anlässlich Zack Snyders
2004er-Film-Remake, welches - und das soll nicht unerwähnt blieben -
mit Romeros Stoff nicht viel mehr als den Namen gemeinsam hat,
entschied sich Panini/Dino nach mehr als 25 Jahren für eine
Neuveröffentlichung des - wohlgemerkt - alten Stoffes, allerdings
ohne Bilder von Film-Szenen und augenscheinlich in einer neuen
Übersetzung.
Das Überleben der Menschheit steht auf
des Messers Schneide, denn die Toten erheben sich auf der Jagd nach
dem Fleisch der Lebenden aus ihren Gräbern. Obwohl jeder einzelne
dieser Zombies ausschließlich instinktgesteuert agiert und relativ
leicht zu töten ist, bringen die Wiedergänger allein auf Grund
ihrer unermesslichen Anzahl (Un)Tod und Vernichtung.
Vier, mehr oder weniger zufällig
verbundene Menschen versuchen dem Zusammenbruch der Ordnung in der
US-amerikanischen Stadt Philadelphia durch die gemeinsame Flucht in
einem Hubschrauber zu entrinnen: die Journalistin Francine, der
Hubschrauberpilot Steve sowie die beiden Elite-Polizisten Roger und
Peter. Doch ihre Reise steht unter keinem guten Stern: Nicht nur,
dass sie nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen, auch notwendige
Tankstopps bringen immer wieder tödliche Gefahren mit sich, während
Spannungen innerhalb dieser inhomogenen Gemeinschaft für zusätzliche
Unsicherheit sorgen.
Als sich die Gelegenheit bietet,
entschließen sich die vier spontan, auf dem Dach eines riesigen, auf
der 'grünen Wiese' gelegenen Einkaufszentrums ihr provisorisches
Lager aufzuschlagen, um sich dann in den verwaisten Läden mit
Lebensmitteln, Waffen und anderen wichtigen Gütern einzudecken. Als
die Männer merken, wie leicht sie der Heerscharen von Zombies,
welche den Konsumtempel nunmehr bevölkern, Herr werden können,
fassen sie den Plan, das Gebäude abzuriegeln und es anschließend
von den darin gefangenen Untoten zu säubern. Zunächst haben sie
auch durchschlagenden Erfolg, doch dann taucht vor den verschlossenen
Türen der Shopping-Mall eine Bande marodierender Rocker auf, und der
Kampf ums Überleben beginnt aufs Neue.
Ich möchte es mir mit der Kritik an
diesem Roman einfach machen und auf eine detaillierte 'Exegese' von
Film und Buch, ihrem sozial- bzw. gesellschaftskritischen 'Content'
bzw. Nicht-'Content' verzichten, denn Cineasten werden es ohnehin
geahnt haben: Beiden Autoren - ob Romero tatsächlich mehr als nur
seinen Namen zu dem Werk beigetragen hat, scheint zumindest
zweifelhaft - gelingt es nicht, die Intensität der Kino-Bilder sowie
zentrale Botschaften in den um Werktreue bemühten Roman
rüberzuretten, da ihnen hierfür entweder die schriftstellerischen
Fertigkeiten oder aber der Raum - 236 Seiten sind nicht viel- , die
Lust oder alles zusammen fehlen.
Lediglich in den ersten beiden Kapiteln
bekommt der Leser eine Ahnung davon, wie grundsätzlich pessimistisch
Romeros Zombie-Story ist, nur hier - in den tumultartigen Szenen im
Sender, dem verzweifelten Plädoyer eines Wissenschaftlers, dem
Selbstmord eines S.W.A.T.-Mitgliedes - werden der Zerfall staatlicher
Ordnung, gesellschaftlicher Konventionen und die Unfähigkeit des
Menschen zu kooperativem Verhalten als Ursache für seinen Untergang
in Andeutungen thematisiert. In den nachfolgenden Kapiteln dominiert
oberflächliches, blutiges Hack 'n' Slay die wenigen tiefsinnigen
Momente.
Doch nicht nur die Handlung ist relativ
grob gezeichnet, auch in Bezug auf Figuren überwiegt das
Klischeehafte, wobei jedoch kleinere 'Brüche' - bspw. Peters Tränen
angesichts von Leid - die Charaktere hinreichend lebendig, 'echt'
erscheinen lassen, ohne allerdings dem Leser allzuviel Raum für eine
Identifikation zu bieten. Insofern bleibt die Perspektive des Leser
eher eine voyeuristisch distanzierte, aus der ihm das Handeln der
Protagonisten nicht wirklich nahe geht.
Fazit: Auch wenn es dem Roman in nur
ganz wenigen Szenen gelingt, den 'Geist' des Films einzufangen, so
kann ich die schnelle, brutale, nicht sehr tiefsinnige Story dennoch
jenen Action- und Splatter-Fans empfehlen, die Romeros Kino-Klassiker
noch nicht kennen. Ungeachtet dessen gilt aber: lieber schauen als
lesen!