10.11.2009

Huff, Tanya - Blutzoll

Serie / Zyklus: Vicky Nelson, Band 1
Titel: Blutzoll
Originaltitel: Blood Price

Autor: Tanya Huff
Übersetzer: Claudia Wittemund
Verlag / Buchdaten: Feder & Schwert, 2002
Rezension: Frank Drehmel

Für alle Rollenspieler und Clanroman-Fans sei vorweg angemerkt, dass Blutzoll nicht in Feder & Schwerts (White Wolfs) World of Darkness spielt - wie zum Beispiel Sonja Blue: Racheengel von Nancy A. Collins -, sondern von F&S als der Erster von fünf Vicky-Nelson-Romanen WoD-unabhängug veröffentlicht wurde.

Die Privatdetektivin Vicky Nelson, Ex-Mitarbeiterin der Mordkommission Torontos, wird zufällig Augenzeugin eines grausamen Mordes. Dieser ist der Auftakt einer ganzen Serie von Gräueltaten, wobei alle nach einem bestimmten Schema ablaufen: sie geschehen nachts, das Opfer wird mit zerfetzter Kehle völlig blutleer aufgefunden und dem Morden scheint ein räumliches Muster zu Grunde zu liegen. In der Öffentlichkeit macht sich zunehmend -von den Medien forciert- die Überzeugung breit, es handle sich bei dem Täter um einen Vampir.

Die Freundin eines der Mordopfer heuert Vicky Nelson an, den Mörder zu finden. Bei ihren Ermittlungen erweisen sich Vickys Kontakte zu Mordkommission, und hier insbesondere die Beziehung zu Ex-Kollegen und Noch-Liebhaber Celluci, als nützlich. Im Zuge der Untersuchungen trifft sie an einem der Tatorte auf Henry Fitzroy, dem unehelichen Sohn Heinrichs VIII (König von England). Dieser 400 Jahre alte Vampir bestreitet seinen Lebensunterhalt ganz profan mit dem Schreiben von Groschenromanen und jagt in eigener Sache und aus naheliegenden Gründen -der Angst vor Entdeckung und Vernichtung- den Täter.
Die beiden beschließen, fortan zusammen zu arbeiten und erkennen schon bald, dass der Täter kein Vampir sein kann, sondern ein Dämon ist und die räumliche Anordnung der Morde der Beschwörung eines weitaus mächtigeren Erzdämons dient, welcher die Hölle auf Erden entfachen wird, gelingt es ihnen nicht, den Beschwörer so rechtzeitig zu stellen, dass sein unheiliges Werk unvollendet bleibt.

Als sie es schaffen, das Muster zu unterbrechen, scheint die Welt gerettet, doch wie so oft trügt dieser Schein ....

Blutzoll ist ein aus mehreren Gründen enttäuschender Roman: Zum einen ist von Handlungsträgern einzig der Charakter Vicky Nelson hinreichend ausgearbeitet. Die Beschreibung ihrer Macken, der Hassliebe zu Celluci und die amüsanten Streitgespräche der beiden gehören sicherlich zu den wenigen Höhepunkten des Buches.
Andere Charaktere wie Henry oder ihr Gegenspieler Norman bleiben blass und blutleer. Daran ändern auch die angestrengten, gekünstelten und überflüssigen Rückblenden in Fitzroy höfische Vergangenheit kaum etwas, während Normans zunehmende Besessenheit in ihrer Schilderung oberflächlich und trivialpsychologisch bleibt.

Zum zweiten ist die Handlung fantasiearm, hausbacken und vorhersehbar. Dämonen, Mordmuster (Mustermorde) oder Weltuntergangsszenarien hat man in ähnlicher Form schon x-mal gelesen oder gesehen. Die okkulten Details (Vampire vertragen keine Sonne, Pentagramme bannen Dämonen, Namen haben Macht) verlassen die tradierten Schemata im wesentlichen nicht und bleiben somit klischeehaft. Aus diesen Gründen kommt wirkliche Gänsehaut nur ganz selten auf; zum Beispiel als sich zwei Saufbrüder durch die Medienberichterstattung aufgestachelt entschließen, eine Krankenhausnachtschwester zu pfählen, weil sie sei noch nie tagsüber sahen.

Ein dritter und letzter negativer Punkt ist, dass das Phänomen Zufall zum handlungstragenden und -treibenden Element wird und damit die Glaubwürdigkeit der Entwicklungen leidet: zufällig wird Vicky Mordzeugin, um zufällig in dieser Sache angeheuert zu werden. Zufällig trifft sie Fitzroy, der zufällig das äußerst wichtige Zauberbuch besitzt, wovon Norman zufällig Kenntnis erlangt. Überstrapaziert wird der Zufall insbesondere dann, wenn Vicky quasi im letzten Moment vor Weltuntergang die Identität ihres Gegenspielers erfährt und so die Gelegenheit zur Weltrettung erhält.


Fazit: Der Autorin gelingt es auf knapp 300 Seiten nicht, eine wirklich fesselnde Geschichte mit glaubhaften Personen und logischen Verknüpfungen zu entwerfen, so dass ich Blutzoll auch in Anbetracht des relativ hohen Preises 12,95 € nicht als Lektüre empfehlen mag.