Titel: Blutzoll
Originaltitel: Blood Price
Autor: Tanya Huff
Übersetzer: Claudia Wittemund
Verlag / Buchdaten: Feder &
Schwert, 2002
Rezension: Frank Drehmel
Für alle Rollenspieler und
Clanroman-Fans sei vorweg angemerkt, dass Blutzoll nicht in Feder &
Schwerts (White Wolfs) World of Darkness spielt - wie zum Beispiel
Sonja Blue: Racheengel von Nancy A. Collins -, sondern von F&S
als der Erster von fünf Vicky-Nelson-Romanen WoD-unabhängug
veröffentlicht wurde.
Die Privatdetektivin Vicky Nelson,
Ex-Mitarbeiterin der Mordkommission Torontos, wird zufällig
Augenzeugin eines grausamen Mordes. Dieser ist der Auftakt einer
ganzen Serie von Gräueltaten, wobei alle nach einem bestimmten
Schema ablaufen: sie geschehen nachts, das Opfer wird mit zerfetzter
Kehle völlig blutleer aufgefunden und dem Morden scheint ein
räumliches Muster zu Grunde zu liegen. In der Öffentlichkeit macht
sich zunehmend -von den Medien forciert- die Überzeugung breit, es
handle sich bei dem Täter um einen Vampir.
Die Freundin eines der Mordopfer heuert
Vicky Nelson an, den Mörder zu finden. Bei ihren Ermittlungen
erweisen sich Vickys Kontakte zu Mordkommission, und hier
insbesondere die Beziehung zu Ex-Kollegen und Noch-Liebhaber Celluci,
als nützlich. Im Zuge der Untersuchungen trifft sie an einem der
Tatorte auf Henry Fitzroy, dem unehelichen Sohn Heinrichs VIII (König
von England). Dieser 400 Jahre alte Vampir bestreitet seinen
Lebensunterhalt ganz profan mit dem Schreiben von Groschenromanen und
jagt in eigener Sache und aus naheliegenden Gründen -der Angst vor
Entdeckung und Vernichtung- den Täter.
Die beiden beschließen, fortan
zusammen zu arbeiten und erkennen schon bald, dass der Täter kein
Vampir sein kann, sondern ein Dämon ist und die räumliche Anordnung
der Morde der Beschwörung eines weitaus mächtigeren Erzdämons
dient, welcher die Hölle auf Erden entfachen wird, gelingt es ihnen
nicht, den Beschwörer so rechtzeitig zu stellen, dass sein
unheiliges Werk unvollendet bleibt.
Als sie es schaffen, das Muster zu
unterbrechen, scheint die Welt gerettet, doch wie so oft trügt
dieser Schein ....
Blutzoll ist ein aus mehreren Gründen
enttäuschender Roman: Zum einen ist von Handlungsträgern einzig der
Charakter Vicky Nelson hinreichend ausgearbeitet. Die Beschreibung
ihrer Macken, der Hassliebe zu Celluci und die amüsanten
Streitgespräche der beiden gehören sicherlich zu den wenigen
Höhepunkten des Buches.
Andere Charaktere wie Henry oder ihr
Gegenspieler Norman bleiben blass und blutleer. Daran ändern auch
die angestrengten, gekünstelten und überflüssigen Rückblenden in
Fitzroy höfische Vergangenheit kaum etwas, während Normans
zunehmende Besessenheit in ihrer Schilderung oberflächlich und
trivialpsychologisch bleibt.
Zum zweiten ist die Handlung
fantasiearm, hausbacken und vorhersehbar. Dämonen, Mordmuster
(Mustermorde) oder Weltuntergangsszenarien hat man in ähnlicher Form
schon x-mal gelesen oder gesehen. Die okkulten Details (Vampire
vertragen keine Sonne, Pentagramme bannen Dämonen, Namen haben
Macht) verlassen die tradierten Schemata im wesentlichen nicht und
bleiben somit klischeehaft. Aus diesen Gründen kommt wirkliche
Gänsehaut nur ganz selten auf; zum Beispiel als sich zwei Saufbrüder
durch die Medienberichterstattung aufgestachelt entschließen, eine
Krankenhausnachtschwester zu pfählen, weil sie sei noch nie tagsüber
sahen.
Ein dritter und letzter negativer Punkt
ist, dass das Phänomen Zufall zum handlungstragenden und -treibenden
Element wird und damit die Glaubwürdigkeit der Entwicklungen leidet:
zufällig wird Vicky Mordzeugin, um zufällig in dieser Sache
angeheuert zu werden. Zufällig trifft sie Fitzroy, der zufällig das
äußerst wichtige Zauberbuch besitzt, wovon Norman zufällig
Kenntnis erlangt. Überstrapaziert wird der Zufall insbesondere dann,
wenn Vicky quasi im letzten Moment vor Weltuntergang die Identität
ihres Gegenspielers erfährt und so die Gelegenheit zur Weltrettung
erhält.
Fazit: Der Autorin gelingt es auf knapp
300 Seiten nicht, eine wirklich fesselnde Geschichte mit glaubhaften
Personen und logischen Verknüpfungen zu entwerfen, so dass ich
Blutzoll auch in Anbetracht des relativ hohen Preises 12,95 € nicht
als Lektüre empfehlen mag.