31.05.2006

Gaffer

Wenn dem gemeinen Unterbelichteten auf dem stupiden Arbeitsweg einmal das unsagbare Glück widerfährt einen Unfall beobachten zu dürfen, feiert er einen innerlichen Reichsparteitag. Sämtliche Sorgen sind vergessen sobald er sich am Elend oder auch nur am Pech anderer Leute laben darf. Alle Sinne sind auf Höchstleistung gestellt wie die eines Spiones, der die geheimen Staatsakten entdeckt hat und saugen jedes Quentchen Elend auf wie ein Schwamm. Sämtliche Verkehrsregeln, die er noch vor fünf Minuten seinem Hintermann durch enervierende Schleichfahrten aufzuzwingen vermochte, sind außer Kraft gesetzt, es wird gebremst und geglotzt, was kümmert ihn der Hintermann der anhand der Vollbremsung mit den Füßen in seiner Ölwanne steht? Der Stau auf der Gegenfahrbahn hat schnell größere Ausmaße angenommen als der Unfall vermocht hätte, wie bedauerlich dass das Spektakel aufgrund des Verkehrs genauso schnell wie der allmonatliche Geschlechtsakt mit der migränekranken Gattin vorüber ist. Aber der Tag ist gerettet weil es anderen beschissen ging und man daran Anteil haben durfte. Ist es eigentlich nur im Reich der Unterbelichteten möglich dass ein vergessenes Warndreieck auf dem Randstreifen einen kilometerlangen Stau auslöst?