14.01.2010

Nacht - 20.08.08

Ein Überfall von Erkenntnis und Klarsicht unterbricht mein stumpfsinniges Ausdemfenstergestarre. Die Armbanduhr zeigt hämische 02:27 h an. Dem Wecker hatte ich irgendwann einmal nachts für sein fieses Grinsen den Garaus gemacht.
Ich versuche die Bilder und Gedanken, die mich die letzte Stunde dabei unterstützt haben abwechselnd den Mond oder die rote Leuchte von der Glotze anzugucken, festzuhalten. Puzzlestücke und die Dokumentation eines schrägen Seins.
Die meisten Familienmitglieder liegen friedlich in ihren Betten. Die Vernunft sitzt mit dem Verstand auf meinem Kissen und versucht die Gleichgültigkeit am Einschlafen zu hindern.
Der Dackel neben mir hat sich auf die Breite eines Elefanten ausgeklappt und schmiegt sich fest an meinen Rücken. Die Verlustangst hält uns fest umklammert. Das Buch habe ich schon vor 2 Stunden wieder weg gelegt, die Rastlosigkeit hat es mir verdorben.
Metallica sülzen mir "Nothing else matters" in die Ohren, was nicht gerade mein Komikzentrum zu treffen vermag. Je höher die Zahl auf der Uhr, desto größer die Empfänglichkeit für wirre Gedanken. Noch eine halbe Stunde und ich werde entweder schlafen oder flennen. Aber nichts dergleichen passiert.

Die Uhr zeigt 02:53 und ich gleite bei Casseopaya's "Overdose" langsam in den nebelartigen Zustand des Halbschlafes ab. Je nach Tagesgeschehen kann es hier angenehm oder total abartig sein. Die Entspannung hat Vernunft und Gleichgültigkeit in den Schlaf gesäuselt und die Verdrängung mitsamt dem Vergessen in den Keller gesperrt. Der Dackel schubbst mich, während seines Traumes japsend und knurrend, fast aus dem Bett. Nachdem ich ihn wie automatisiert gedreht habe, halte ich seinen ofenrohrartigen Körper im Arm. So ein Moment in diesem dämmernden Zustand, mit dem vorausgegangenen Tag, reicht um mich ohne Einfluss darauf fast 30 Jahre zurückzukatapultieren. Der Dackel ist ein anderer und ich springe von der Erinnerung an die Hand genommen hin und her. Ich weiß nicht ob Bilder, Gefühle oder Gedanken, hier ist alles möglich. Könnten es Träume sein? Nein.

Die Uhr sagt 03:05. Als ich wieder wacher bin, bin ich versucht Zusammenhänge für die Zeitsprünge zu finden. Bei dem Versuch jedoch summt mich die Entspannung wieder in den halben Schlaf. Während ich die Erinnerung mit Logik vereinbare, bleibe ich auf halber Strecke in ihr stecken. Meine Familie hat einige wache Teilnehmer ins Rennen geschickt, zwischen Reue, Scham, Ekel, Sehnsucht, Hass und Angst sehe ich auch Geborgenheit und Glück auf der Bettkante sitzen. Als ich wieder richtig wach werde, habe ich unbeabsichtigt ein paar unbekannte Bilder mit herüber gezerrt. Es ist 03:22 h und ich halte den Fetzen einer verloren geglaubten Erinnerung in der Hand. "Wo bist du gewesen und warum kommst du jetzt zurück?", denk ich gerade bei mir als ich mich noch frage ob sie Unheil mit sich bringt. Dieses Mal nicht. Sie ist harmlos und einfach da. Doch fange ich an sie zu analysieren und bleibe genervt davon wach. Der Zeitpunkt an dem ich den PC aus seinem wohlverdienten Schlaf reiße ist gekommen. Doch anstatt durch sämtliche Foren zu schleichen und Unsinn zu verbreiten, purzeln diese Buchstaben auf die Tastatur.

Auf dass sie irgendwer gnädig lesen mag.