Ein Wort über das wir schon das ganze Leben lang immer wieder stolpern ist die Zeit, die subjektiv gesehen der Gegenwart nachfolgt: Zukunft.
Es gibt Tage da könnte ich allein bei dem Gedanken daran in Schreckstarre verfallen. Leider ist sie unausweichlich und gibt immer wieder Anlass Unbehagen bis tiefste Verzweiflung zu verspüren.
Die Dämonen flitzen durch ihre Hirnstuben und haben ihre Instrumente ausgepackt: Die Angst klimpert schief und hektisch auf dem ungestimmten Klavier, während sich die Unvernunft ans Schlagzeug gehockt hat und mit sieben Armen meine Ohren malträtiert. Die Selbstentwertung konnten wir noch knapp an den Klamotten packen und von der Pauke wegzerren. Blöderweise hat die Wut diesen Moment genutzt um an uns vorbei zu flitzen und sich eine Blockflöte zu schnappen, der sie gerade die fiesesten Töne entlockt. Ich kann die Verzweiflung aus den Augenwinkeln beobachten wie sie sehnsüchtig auf die Triangel schielt. Der gemeine Deutsche Schlager ist ein Dreck dagegen.
Hugo von Hofmannsthal schrieb in "Der Rosenkavalier", "Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie. Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie. Und zwischen mir und dir da fließt sie wieder, lautlos, wie eine Sanduhr."
Vielleicht sollte ich sie einfach gewähren lassen, denn ändern kann ich ihr Voranschreiten nicht. Die Hoffnung eines Tages einmal wieder bis ins nächste Jahr voraus zu gucken, habe ich nicht nur begraben, ich finde diesen Vorgang sogar völlig absurd. Aber wenigstens kann ich stolz behaupten den Zustand verlassen zu haben in dem "Zukunft" die Zeit bis zur nächsten vollen Stunde bedeutet. Eine Woche muss reichen, manchmal auch nur der nächste Tag. Alles andere macht Angst oder den Wunsch augenblicklich aus dem Fenster zu springen. Wenig ist mit so viel Unsicherheit und Planlosigkeit verbunden wie diese Dimension, die Größe zur Parametrisierung eines Ereignisses. Zeit. Ich fürchte und hasse diesen Begriff. Er zwingt einen Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen, wenn man in diesem grotesken Lebensding dabei sein will.
Will ich das denn? Ich weiß es nicht. Ich denke lieber weiterhin nur kurzweilig voraus, denn immerhin kann es genauso gut sein dass ich morgen von einem Tiger gefressen oder von der abstürzenden Klobrille der ISS erschlagen werde. Dann hätte ich alle Pläne umsonst gemacht ;)